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Das Corona-Virus und seine Auswirkungen auf den Onlinehandel

In den letzten 10 Jahren sind die Ausgaben der Österreicher im Onlinehandel und auch der Anteil des eCommerce an den gesamten Konsumausgaben stetig angestiegen. Die Corona-Krise und insbesondere der Shutdown werden diese Entwicklung noch verstärken und die Akzeptanz von Onlineshopping deutlich erhöhen – in allen Altersgruppen und auch in Branchen wie dem Lebensmittelhandel, wo der Onlineanteil am Umsatz bisher bei unter 1,5% gelegen ist. Das ist eine Chance für die mehr als 12.000 heimischen Webshops.

Beitrag: Rainer Will.

Darüber hinaus erleben wir zurzeit ein Umdenken auf Konsumentenseite: Faktoren wie Regionalität, Qualität und Nachhaltigkeit rücken wieder stärker in den Vordergrund. Es ist zu hoffen, dass das so bleibt, weil das eine große Chance für die heimischen Händler ist, die es zu nutzen gilt.

Viele österreichische Betriebe, die in den letzten vier Wochen ihre Geschäfte geschlossen halten mussten, haben bewusst den Internethandel forciert, um zumindest einen kleinen Teil ihrer Umsatzverluste auffangen zu können. Für den Ausbau des Onlineverkaufs braucht es allerdings auch entsprechende finanzielle Mittel, was insbesondere für KMU Händler in der aktuellen Situation eine große Herausforderung ist. Daher ist eine staatliche Liquiditätsoffensive jetzt alternativlos. Das ist die Luft zum Atmen. Hier ist die Politik gefordert, rasch entsprechende Mittel bereitzustellen.

Wie stark hat der Onlinehandel von der Krise profitiert?
Die Zahl der Online-Shopper ist während des Corona-Shutdowns laut Analysen des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der JKU Linz um rund 110.000 Menschen angestiegen. Auch die täglichen Online-Ausgaben der Österreicher fallen zurzeit im Durchschnitt um 1 Mio. Euro höher aus als im Vorjahreszeitraum. Die zusätzlichen, erhöhten Online-Ausgaben der Österreicher kompensieren allerdings nur einen kleinen Teil der Umsatzverluste des stationären Einzelhandels in der Shutdown-Phase, der Handelsverband geht hier von max. 50 Mio. Euro aus.

Generell verzeichnet der heimische Onlinehandel aktuell zwei- bis dreistellige Umsatzsteigerungen bei Lebensmitteln, Haushalts- und Sportgeräten, sowie bei Spielekonsolen, Drucker, Wandfarben und Spielzeug. Sortimentsbereiche wie Mode und Schuhe schwächeln hingegen. Erfreulich ist aber, dass wir ein deutlich gestiegenes Interesse seitens der Konsumentinnen und Konsumenten am regionalen Einkauf erleben. So hat sich etwa der Umsatz auf der heimischen eCommerce-Plattform shöpping.at seit dem Start der Corona-bedingten Schutzmaßnahmen der Bundesregierung mehr als vervierfacht. Auch eCommerce Austria – das Webshop-Verzeichnis des Handelsverbandes mit mehr als 4.000 gelisteten Onlinehändlern – verzeichnete in den letzten Wochen jeweils deutlich über 20.000 Zugriffe täglich.

Amazon als größter Krisen-Gewinner?
Dennoch ist eines klar: Die Corona-Krise ist für viele heimische Händler existenzgefährdend. In der gesamten westlichen Welt ist Amazon vermutlich der einzige Händler, der von der Corona-Pandemie massiv profitieren wird. Amazon hat ja bereits angekündigt, wegen Corona allein in den USA 100.000 Menschen zusätzlich einzustellen, um den explodierenden Mitarbeiter-Bedarf zu decken. Die Amazon-Aktie hat Ende März innerhalb weniger Tage um 100 Milliarden Dollar an Wert zugelegt. Durch die aktuelle Krise gewinnt der weltgrößte Onlinehändler weitere Marktanteile, und diese werden zumindest teilweise bleiben.

Daher appelliert der Handelsverband an alle österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten: Gerade jetzt ist die Zeit, um regional einzukaufen. Kaufen Sie bei heimischen Onlineshops ein und nicht bei den großen Steuervermeidern aus Drittstaaten. Gleichzeitig appelliert der heimische Handel an die Politik, auch die eCommerce-Plattformen aus Drittstaaten endlich in die Pflicht zu nehmen. Am besten durch Einführung einer Plattformhaftung auf Produktfälschungen, die Entrichtung der Mehrwertsteuer sowie der Abfallentsorgungsgebühren. Wer in Österreich Gewinne erwirtschaftet, sollte auch hierzulande in die Gesundheits- und Sozialtöpfe einzahlen.

Niemand weiß, wie lange die Corona-Krise in Österreich und auch international noch anhalten wird, alle hoffen das Beste. Insgesamt musste der österreichische Handel (Einzelhandel + Großhandel + KFZ-Handel) während des 4-wöchigen Corona-Shutdowns bereits Umsatzeinbrüche von rund 6,7 Milliarden Euro verkraften. Drei Viertel davon werden laut Agenda Austria von den Konsumenten später nicht mehr nachgeholt werden. Mittelfristig wird für den Handel in Österreich natürlich auch entscheidend sein, welche Auswirkungen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit – verbunden mit Einkommenseinbußen in der Bevölkerung – auf das Konsumverhalten haben werden. Zuletzt hat ja auch der IWF von der schwersten Wirtschaftskrise seit 1929 und einer heftigen globalen Rezession in 2020 gewarnt. Das zurückhaltende Kaufverhalten ob der Krise wird jedenfalls noch einen langen Schatten werfen. (RW)

Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2020

 

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