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Kombi-Verkehr erlebt massive Veränderungen

Die Absenkung der Kombi-Förderung zwischen Österreich und den Nordhäfen sorgt für Unmut in den Häfen und bei den Operateuren. Verkehrsministerium erklärt die Gründe für diese Änderung.

Beitrag: Redaktion.

Es war „spannendes“ Jahr 2022 und es war eines, in dem wahrlich eine Zeitenwende passiert ist. Nicht nur in weltpolitischer Hinsicht mit dem Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie oder Lieferketten-Brüche, sondern auch im Kleinen wie etwa beim Kombinierten Verkehr, einem Geschäftsmodell, in dem die Wiener Roland Spedition seit nunmehr 41 Jahren erfolgreich tätig ist, wie einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens gegenüber Logistik express resümiert.

Lieferketten haben sich im Vorjahr praktisch über Nacht verändert, sind ins Stocken geraten, Schiffe kamen verspätet in den Häfen an und in diesen gab es Staus allerorten. Intermodal-Operateure und die anderen Akteure entlang der Supply Chain wie Roland Spedition waren gefordert flexibel auf die Veränderungen zu reagieren, um Verzögerungen im Sinne der Kundenzufriedenheit einigermaßen ausgleichen zu können.

Es galt vor allem die Zu- und Abfuhr der Kombi-Sendungen von und zu den Seehäfen in den bestehenden Zugsystem bestmöglich zu koordinieren. Roland produziert eigene Kombi-Züge und gerade hier geht es darum eine bestmögliche Auslastung der Züge zu erreichen sowohl im eigenen Interesse als auch im Interesse der Kunden. Österreich ist ein Exportland und so rollen deutlich mehr Container von Österreich zu den Seehäfen als im Import nach Österreich hereinkommen. Da es in den Häfen eng wurde ob der unberechenbaren Schiffsankünfte verfügten die Häfen mitunter Zulieferstopps für Exportcontainer aus dem Hinterland oder durften manchmal nur so viele Boxen angeliefert werden wie im Import aus den Häfen weggefahren wurden. „Das war für uns in der Disposition sehr herausfordernd, aber wir haben es immer gut geschafft“, erinnert sich Hirnschall im Gespräch.

Neben den bekannten massiven Preissteigerungen infolge von Energiekrise, Ukraine-Krieg oder Inflation waren „wir besonders mit den massiven Preissteigerungen beim Bahnstrom konfrontiert“, so der Manager. Dieser habe sich gleich um mehr als hundert Prozent verteuert und schlug auf die Kalkulation im Unternehmen hart durch. Die geforderten Erhöhungen im vollen Umfang von den Bahnunternehmen zu übernehmen war ebenso wenig möglich wie diese in vollem Umfang an den Markt weiterzureichen. Also galt hier für alle Seiten verträgliche Lösungen zu finden.

Das Thema Bahnstrom wurden mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs schlagend, bis dahin waren die Strompreise für die Bahntraktion überschaubar, kalkulierbar und über lange Zeitperioden hinweg stabil, also kein Thema, über das groß gesprochen wurde. Mit dem Einmarsch der Russen in der Ukraine ist die Welt eine andere geworden und die hohen Stromkosten werden wohl so schnell nicht verschwinden, schätzt Hirnschall die Entwicklung in diesem Jahr ein.

Blickt er zurück auf das vergangene „turbulente“ Jahr so hat Roland Spedition unterm Strich ein Umsatz von 65 Mio. Euro erwirtschaftet und das trotz der massiven Preissteigerungen von zehn bis fünfzehn Prozent auf einzelnen Relationen. 160.000 TEU brachte der Operator im Vorjahr auf die Kombi-Schiene. Gegen Jahresende wurde ein Rückgang beim Volumen spürbar, was auf die vollen Pufferlager, veränderten Güterströme und dem nachlassenden Konsum geschuldet war.

Eine große Herausforderung bei der Abfertigung der Kombi-Züge ist die sogenannte Paarigkeit: Es gibt schlichtweg mehr Exportcontainer aus Österreich als Importcontainer nach Österreich. Hirnschall: „Weniger Importcontainer und mehr Exportcontainer bringen die Auslastung unserer eigenen Zugsysteme zwischen Wien, Graz, Enns und den Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven durcheinander.“

Um die Abfuhr der heimischen Exportcontainer gegenüber den Kunden dennoch sicherstellen zu können fährt Roland je nach Nachfrage sogenannte One-Way-Züge von Österreich zu den Seehäfen. Solche Züge kosten mehr Geld und die Stellplätze darauf bietet man zu marktfähigen Preisen an, erklärt Hirnschall.

Öffentliche Förderung zurückgestutzt.
Neben den zahleichenen Verwerfungen kam vor Weihnachten 2022 noch eine weitere unliebsame Überraschung hinzu: Am 22. Dezember gab das österreichische Klimaschutz- und Verkehrsministerium (BMK) offiziell bekannt, dass man die öffentliche Kombi-Förderung je Transporteinheit von und nach Österreich mit den Häfen Rotterdam, Antwerpen, Hamburg und Bremerhaven reduzieren werde, und zwar um 20 Prozent ab Jahresbeginn 2023. „Wir hatten unsere Angebote an die Kunden schon draußen und dann das“, zeigt sich Hirnschall zerknirscht und er stellt sich die Frage, ob das Ministerium mit dieser Maßnahme die freie Wahl, der für Österreich infrage kommenden wichtigen Überseehäfen politisch beeinflussen will?

Logistik express hat im Verkehrsministerium nachgefragt und die Gründe für diese Maßnahme lesen sich so: „Die zusätzliche Differenzierung der Fördersätze im unbegleiteten Kombinierten Verkehr durch Aufnahme eines neuen Segments „Maritim Nord Ein/Ausfuhr“ wurde in einer vom Klimaschutzministerium beauftragte Studie von Experten empfohlen. Eine Evaluierung der UKV-Förderung im Hinblick auf Differenzierung nach Marktsegmenten ist daher auch in der vom Klimaschutzministerium veröffentlichten UKV-Strategie enthalten, die auf der genannten Studie basiert“, erklärt Florian Berger, Sprecher von Verkehrsministerin Leonore Gewessler gegenüber Logistik express.

Eben diese Experten schlagen vor, dass die UKV-Förderung stärker entsprechend der ettbewerbsfähigkeit von UKV-Relationen zu differenzieren ist. Für die Verkehre „Maritim Nord“ wurde in den durchgeführten Preisvergleichen ermittelt, dass die Kosten niedriger sind als bei anderen Relationen, sodass sie wettbewerbsfähiger sind als andere UKV-Verkehre. Die Empfehlung sei aus Sicht des BMK plausibel, da bereits frühere Studien empfohlen hatten, dass maritime Verkehre keine oder eine niedrigere Förderung benötigen als sonstige UKV-Verkehre. „Zu beachten ist, dass die Fördersätze für den UKV im Zuge der Covid 19-Pandemie kräftig erhöht und für alle UKV-Verkehre die 2021 geltenden gegenüber 2019 erhöhten Fördersätze 2022 und 2023 weitergeführt wurden“, ergänzt Berger.

Für das zu Beginn dieses Jahres neu eingeführte Segment „Maritim Nord Ein/Ausfuhr“ seien die Fördersätze der SGV-Förderung daher grundsätzlich gleich hoch wie 2019. Zu berücksichtigen sei gleichzeitig, dass 2023 im Vergleich zu 2019 die Möglichkeit besteht, zusätzlich zur klassischen SGV-Förderung die ab ebenfalls seit Beginn dieses Jahres geltende Wegeentgelt-Förderung in Höhe von fünfzig Prozent der Schienenmaut zu erhalten. Berger: „Daher ist 2023 auch das Segment „Maritim Nord Ein/Ausfuhr“ deutlich bessergestellt als 2019.“ (RED)

Quelle: LOGISTIK express Journal 1/2023

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